30 Frauen und 30 Orgasmen

Wenn ich an meinen ersten Orgasmus denke, dann ist es heute noch ein ziemlich überraschender Moment. Sex hatte ich bereits das erste Mal mit 15 gehabt, also Sex, kein Gefummel. Wir Frauen wissen, dass dieser erste Sex sehr zärtlich und unbeholfen sein kann, von beiden Seiten. Das Glück dabei einen Orgasmus zu bekommen, haben wohl die wenigsten gehabt.

Ältere Freundinnen berichteten damals von Sternstunden, von Momenten in denen sie am liebsten das ganze Haus zusammengebrüllt hätten, aber es nicht konnten, weil ihre Eltern ja nur drei Zimmer weiter lagen. Also so richtig cool ist das mit den Orgasmen unter 20 bei mir nicht gewesen. Mir fehlte, wie ich heute weiß die innere Ruhe, wie auch, wenn der Typ über dir noch nicht so richtig weiß was er machen soll und zum anderen jeden Moment deine kleine Schwester oder die Eltern an die Tür klopfen könnten.

Mit der ersten eigenen Wohnung wurde alles besser und noch besser wurde alles mit der ersten Frau in meinem Leben die dann auch noch den ersten älteren Mann in mein Sexleben integrierte. Bei älteren Mann meine ich in diesem Fall, dass ich 22 Jahre jung gewesen bin und er 39 Lenze zählte, dazu sah er auch noch gut aus und hatte erste graue Haare, fand ich schon cool. Sein Cabrio auch….

Es soll aber nicht um meine ersten Erlebnisse mit la petit mort gehen, sondern um ein Buch zum Thema Orgasmus.

Orgasmus: 30 Frauen berichten über ihre Erfahrungen damit

Bis ich, und hier komme ich doch nochmal auf mich zu sprechen, meinen ersten richtigen Orgasmus erlebt habe, hat es etwas gedauert. Erfahrung mit dem eigenen Körper, die richtige Umgebung, der richtige Moment, der richtige Partner bzw. die richtige Partnerin. Es gibt viele Dinge die für einen Orgasmus eine wichtige Rolle spielen, aus diesem Grund haben die Autorin Marion Schneider und die Fotografin Linda Troeller (Lindas Webseite) dreißig Frauen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen nach ihren Erfahrungen mit dem Orgasmus befragt.

Der intimste Moment einer Frau als Fragebogen, klingt wie eine fachärztliche Untersuchung, dachte ich mir im ersten Moment und musste meine Meinung schnell revidieren. Was Marion Schneider und Linda Troeller mit ihrem Buch, das 2014 zuerst in englischer Sprache erschienen ist, geschaffen haben ist ein sehr schöner Einblick in die Seele der Frau (und eines Mannes, der sich aber am liebsten als Frau verkleidet).

Marion Schneider befragte die Frauen und Linda Troeller sorgte für die fotografische Inszenierung der intimen Momente einer Frau.

Orgasmusfragen

Es gab fünf Fragen an jede Frau, nach der zweiten und dritten Frage machte Linda Troeller ihre Bilder. Die Fragen lauteten:

  • Was bedeutet das Wort Orgasmus für dich?
  • Kannst du dich an deinen ersten Orgasmus erinnern und deine Gefühle vor der Kamera zeigen?
  • Kannst du dich an deinen stärksten Orgasmus erinnern und deine Gefühle darstellen?
  • Hast du Fantasien, die dir dabei helfen, einen Orgasmus herbeizuführen?
  • Was bedeutet der Orgasmus für die Gesellschaft, die Zukunft der Welt?

Über was reden die Frauen bei diesen Fragen? Und wie beantwortet frau die philosophische Frage in Sachen Zukunft und Orgasmus. Es gab also genügend Gründe mich intensiv mit dem Buch zu beschäftigen.

Viele Worte

Noch nie habe ich so viele Worte über den Orgasmus gelesen und noch nie ist mir aufgefallen wie sehr er die meisten Frauen miteinander verbindet. Wir durchleben offenbar alle ähnliche Erfahrungen. Erste Orgasmen in der Jugendzeit, durch Masturbation oder durch erste sexuelle Kontakte. Dann folgt eine Zeit des Reifens, so wohl als Frau, aber auch mit und durch unseren Körper und die Fähigkeit Lust zu empfinden.

Es sind meist eigene Fantasien die uns antreiben und zu schönen Höhepunkten kommen lassen, am schönsten fand ich die bei der eine der Frauen alleine mit ihrem Partner auf einem Berg oder auf dem Meer kommen möchte. Ungestört von Wänden und Nachbarn.

Der Orgasmus ist auch, fast immer, eine Reise zu uns selbst. Viele entdecken sich und ihren Körper dabei ganz intensiv und nur für sich. Ob es Sonnenstrahlen sind die uns anregen und uns zu besonders intensiven Momenten treiben lassen, oder ob wir durch unsere Stimme und den Schrei nach Lust unseren Orgasmus noch stärker werden lassen können.

Orgasmen können so unterschiedlich sein, sie können durch Penetration hervorgerufen werden oder durch reine klitorale Stimulation. Selbst durch Analverkehr kommen manche Frauen zu einem Orgasmus. Wobei die Diskussion über den klitoralen Orgasmus und den vaginalen Orgasmus hier nicht geführt wird, sie finden einfach statt.

Selbst das umstrittene Thema »squirten« kommt im Buch vor, obwohl es ja große Diskussionen darüber gibt, ob eine weibliche Ejakulation überhaupt möglich ist.

Die dunkle Seite

Der Orgasmus ist mit vielen schönen Momenten verbunden und dennoch gibt es auch im Buch von Marion Schneider eine dunkle Seite. Marianne berichtet im Buch über die sexuellen Übergriffe ihres Vaters und wie sie mit ihm, als Kind, ihre ersten Orgasmuserfahrungen gemacht hat. Das Männer Kinder mißbrauchen ist eine der schlimmsten Dinge die auf dieser Wet passieren, leider täglich, aber genau aus diesem Grund fand ich es gut, dass es auch hier angesprochen wird.

Mein Fazit

Ein spannendes, manchmal nachdenklich machendes, aber meist auch sehr unterhaltsames Buch. Besonders gut haben mir die Fotografien gefallen. Normale Frauen die sich sehr natürlich vor der Kamera verhalten sind heute nicht mehr oft anzutreffen, überall geht es nur noch im Hochglanz und Luxuspose. Da sind die Bilder eine angenehme und schöne Ausnahme von der Regel.

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

Alle Bilder: Linda Troeller/konkursbuchverlag

2 Anmerkung zu “30 Frauen und 30 Orgasmen

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